Abstract
Zusammenfassung
Die COVID-19-Pandemie stellte neben dem privaten und sozialen Leben auch die Lebensmittelproduktion und -märkte vor immense Herausforderungen. Mit der Verfügbarkeit von statistischen Daten für das Jahr 2020 war es nun möglich, die Veränderungen im deutschen Fischmarkt (inkl. Meeresfrüchte) im Hinblick auf das Konsumentenverhalten und den Einfluss auf den nationalen Aquakultursektor zu bewerten. Als Konsequenz der verschiedenen Restriktionen ist der Außer-Haus-Verzehr 2020 deutlich zurückgegangen. Dieser Rückgang konnte durch die Steigerung des Einkaufs gezüchteter und wildgefangener Fische und Meeresfrüchte privater Haushalt mehr als ausgeglichen werden. Als Konsequenz überstiegen die Verkaufszahlen im Ausnahmejahr 2020 in Menge und Wert die Vorjahre. Wir schließen aus diesen Daten, dass die zugehörigen Lieferketten und –strukturen während der Pandemie weitgehend intakt geblieben sind. Während der Verkauf von Dauerkonserven vermutlich Folge eines kurzfristigen Effekts ist, hat die Krise das Potenzial den Pre-Corona-Trend zu hochpreisigen, frischen Produkten weiter zu verstärken. Im Vergleich zur globalen Aquakulturindustrie konnte der Sektor in Deutschland als Nischenmarkt nicht kurzfristig von dieser gestiegenen Nachfrage profitieren, es traten allerdings auch keine generellen Absatzschwierigkeiten auf. Die Effekte der Pandemie auf regionale Märkte und ProduzentInnen waren insgesamt nicht einheitlich. Generell waren jedoch die Wachstumsmöglichkeiten für die deutsche Aquakultur beschränkt. Zukünftig könnten die lokalen ProduzentInnen von den Änderungen im Konsumverhalten durch eine Steigerung der Wertschöpfung, Direktvertrieb oder durch die Erweiterung gastronomischer Angebote profitieren. Obwohl erst die Rückkehr des Alltags zeigen wird, ob das geänderte Konsumverhalten anhält, ergeben sich hieraus potenziell Chancen für zukünftiges Wachstum.
Fazit für die Fischereipraxis
Aus dem beobachteten Konsumverhalten im Ausnahmejahres 2020 ergeben sich mögliche Wachstumsoptionen für den Sektor in Deutschland. Diese sind jedoch an eine Steigerung der Produktion oder an die Konsolidierung der im Pandemiejahr erschlossenen Vertriebswege gekoppelt. Sollten sich der durch die Pandemie potentiell verstärkte Trend zu qualitativ hochwertigen, regionalen Produkten auch nach Corona als stabil erweisen, ergeben sich zum Beispiel durch die Kombination von Verkauf und Gastronomie Chancen für eine gesteigerte Wertschöpfung. Das gewachsene Interesse an lokal erzeugten Lebensmitteln als Folge der Restriktionen und die Bereitschaft hochpreisige, frische Produkte zu erwerben, können diese Entwicklung auch bei stagnierender Produktion fördern.