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Abstract

Zusammenfassung

Der ICES sieht unter dem Vorsorgeansatz derzeit keine fischereiliche Nutzungsmöglichkeit für den Europäischen Aal und empfiehlt einen Fangstopp für alle Altersstadien im gesamten Verbreitungsgebiet. Ziel ist eine Senkung menschlich verursachter Sterblichkeiten, um darüber den Laicherbestand und die Rekrutierung zu erhöhen. Gleichzeitig würde damit der insbesondere auch in Deutschland als wesentliche Managementmaßnahme durchgeführte Besatz von Binnen- und Küstengewässern und damit das Erreichen der Zielgrößen der EU-Aalverordnung zumindest in Einzugsgebieten mit momentan geringem natürlichen Aufstieg unmöglich. Aktuell sind keine analytischen Modellierungen der Dynamik des Gesamtbestandes des Europäischen Aals und damit auch nicht der Wirkung der Einstellung von Aalfischerei und -besatz möglich. Auf der Ebene von regionalen Managementeinheiten ist das sehr wohl der Fall. Wir beschreiben das daraus entstehende Dilemma für das praktische Aalmanagement unter kritischer Würdigung von Effekten und Risiken beim Besatz von Aalen. Die den Lebenszyklus des Europäischen Aals und seine Bestandsdynamik bestimmenden Faktoren unterscheiden sich von denen der meisten marinen Fischbestände, was neben fischereilichen Regularien weitere und zum Teil wirkungsvollere Managementmaßnahmen ermöglicht. Daraus leiten wir konkrete Hinweise zur Weiterentwicklung des Aalmanagements in Deutschland ab.

Fazit für die Fischereipraxis

In der aktuellen Situation sehen wir die Fortsetzung regionaler Teilbestandsanalysen und daraus abgeleiteter Managementmaßnahmen als pragmatischen und derzeit einzigen datenbasierten und damit belastbaren Ansatz für das Aalmanagement an. Diese Einschätzung ist jedoch kein Plädoyer für ein „weiter so wie bisher“. Die nationalen Aalmanagementpläne mit den einzugsgebietsspezifischen Maßnahmenkombinationen müssen an den aktuellen Stand des Wissens und die erzielten Erfahrungen angepasst werden. Das beinhaltet beispielsweise eine Optimierung bei der Durchführung von Besatzmaßnahmen, bei der Betrachtung der lokal unterschiedlich wirkenden Mortalitätsgrößen (Fischerei, Wasserkraft, Prädation, etc.) sowie bei der Gewässerentwicklung und bei der Einbeziehung von Anspruchsgruppen. Erfolgt dies nicht, drohen weitere Bestands-, Wohlfahrts- und Vertrauensverluste.