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Abstract

Zusammenfassung

Die Salmonidenzucht ist der bedeutendste Produktionszweig der deutschen Aquakultur. Die Zuchttiere bilden die Produktionsbasis und stellen wichtige aquatische genetische Ressourcen dar, sie sind Teil der (aquatischen) Agrobiodiversität. Durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert, erfolgte eine Erhebung zum aktuellen Status der Salmoniden-Zuchtbestände der Speisefisch-Aquakultur sowie zu heimischen Salmoniden für die Bereitstellung von Satzfischen für natürliche Gewässer. Die Untersuchung beinhaltete die Recherche nach aktuell in Deutschland existierenden Zuchtbeständen und Vor-Ort-Erfassungen zur Gewinnung von Bestandsdaten und Gewebeproben zur genetischen Analyse anhand von Mikrosatellitenmarkern und mitochondrialen DNA-Markern.

Gegenüber einer rund zehn Jahre früher durchgeführten Erhebung verringerte sich die Anzahl der existierenden Zuchtbestände von 190 auf 168 (-12 %). Der Anteil der innerhalb von zehn Jahren neu hinzugekommenen Bestände lag bei rund 19 %. Das bedeutet eine deutliche Fluktuation unter den Salmoniden-Zuchtbeständen.

Zur Beurteilung der Entwicklung der genetischen Diversität im Zeitverlauf erfolgten an 30 Zuchtbeständen, zu denen entsprechende Daten bereits rund 10 Jahre früher erhoben wurden, genetische Analysen anhand vom Mikrosatellitenmarkern. Die Auswertung zeigte, dass die Halter ihre Zuchtbestände auch bei intensiverer züchterischer Bearbeitung in ihrer genetischen Diversität im Durchschnitt nur wenig beeinträchtigen.

In Anlehnung an BMEL-Erhebungsstudien, welche in den vergangenen Jahren an in Deutschland wild vorkommenden Salmonidenbeständen durchgeführt wurden, erfolgten mtDNA-Markeranalysen an 134 Zuchtbeständen. Im Falle einzelner Zuchtbestände konnte anhand der mtDNA-Daten eine prinzipielle Eignung für den Besatz von Herkunftsgewässern von Wildfischbeständen der entsprechenden Salmonidenarten festgestellt werden. Das fischereiliche Bestandsmanagement unter Berücksichtigung des Konzeptes der Einhaltung genetischer Management-Einheiten wird somit zukünftig erleichtert.

 

Fazit für die Fischereipraxis

In ihrer Vielfalt können Zuchtbestände langfristig wichtige genetische Ressourcen für eine Adaptation an geänderte Haltungsumweltbedingungen darstellen. Die Anzahl an Salmonidenzuchtbeständen in Deutschland ist, obwohl auch neue Zuchtbestände hinzukommen, insgesamt rückläufig.

Die Untersuchungen zeigen, dass die Zucht auf Praxisbetrieben nicht immer optimal auf das avisierte Zuchtziel ausgerichtet ist. Abgeleitet aus den erhaltenen genetischen Kennzahlen wurden den Züchtern Anregungen zur zukünftigen Optimierung der züchterischen Bearbeitung ihrer Bestände gegeben. Es ist jedoch festzuhalten, dass in Deutschland ohne Aufnahme international konkurrenzfähiger Zuchtprogramme und Züchtungstechniken zukünftig mit der Aufgabe weiterer Zuchtbestände, insbesondere der Regenbogenforelle, zu rechnen ist.

Zu den heimischen Salmoniden-Zuchtbeständen wurden die Züchter darüber informiert, ob sich ihre Bestände nach den Ergebnissen der genetischen Unteruchung ausdrücklich nicht für die Erzeugung von Besatzfischen für bestimmte Flussgebietseinheiten eignen bzw. ob sie sich besonders für den Besatz bestimmter Flussgebietseinheiten eignen.