Abstract
Fische werden in Deutschland meist vom Fischzüchter zum Mastbetrieb, Verarbeitungsbetrieb oder zum Besatzgewässer transportiert. Die jahrzehntelange Erfahrung der Transporteure sorgt dabei in der Regel für einen tiergerechten Ablauf. Die genaue Entwicklung der Wasserparameter während eines Transportvorganges ist bisher allerdings nur unzureichend untersucht. Die vorliegende Studie zielte darauf ab, ein umfassendes Monitoring sämtlicher fischrelevanter Wasserparameter während einer repräsentativen Reihe von Lebendfischtransporten durchzuführen.
Im Zuge mehrerer kommerzieller Transportfahrten von Regenbogenforellen wurden Messreihen mit zeitlich hoher Auflösung durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass einzelne Wasserparameter sich weit über die gängigen Richtwerte hinaus anreicherten. Während sich Kohlendioxid beim unbelüfteten Transport in einer annähernd exponentiellen Sättigungsfunktion akkumulierte und Höchstwerte von bis zu 80 mg/L erreichte, stieg die Ammoniumkonzentration gleichzeitig linear bis auf Werte von 5 mg/L an. Sauerstoff war stark übersättigt, der Gesamtgasdruck insgesamt deutlich unterhalb der Sättigung. Der pH-Wert sank mit steigender CO2-Konzentration kontinuierlich und verlangsamte somit den Anstieg von Ammoniak.
In belüfteten Transporten stellte sich das Bild anders dar: Hier wurde durch einen Onboard-Kompressors gezielt atmosphärische Luft zugeführt und sämtliche Messungen unter sonst gleichen Bedingungen wiederholt. Im Ergebnis reduzierte sich die finale CO2-Konzentration im Transportbehälter um 50 mg/L auf unter 20 mg/L, während der Verlauf der Sauerstoffsättigung gleichmäßiger ausfiel. Die finale Ammoniakkonzentration war aufgrund des weniger stark abnehmenden pH-Werts allerdings mehr als dreimal so hoch.
Eine Analyse von physiologischen Stressparametern ergab kein eindeutiges Bild bezüglich der Unterschiede zwischen den Transportvarianten und zeigte insgesamt für das Tierwohl unkritische Werte. Allgemein lässt sich die Empfehlung ableiten, die Intensität der Belüftung an die jeweilige Situation anzupassen, wie etwa die Ausgangsparameter des genutzten Transportwassers oder idealerweise gesteuert über Online-Monitoring von pH und Gasparametern.
Fazit:
Beim Transport von Forellen, wie er üblicherweise in Deutschland durchgeführt wird, reichern sich einzelne Wasserparameter stark an. Vor allem CO2 und Ammoniak können in dem geschlossenen System in wenigen Stunden Konzentrationen erreichen, die deutlich außerhalb des für Forellen empfohlenen Wertespektrums liegen. Für die relativ geringen Expositionszeiten, wie sie beim Transport auftreten, ist eine konkrete Abschätzung der Auswirkungen auf Fische bisher zwar nicht möglich, da überwiegend Daten für chronische Expositionen vorliegen, trotzdem ist die Vermeidung von extremen Wasserwerten auch hier empfehlenswert und durchaus möglich. Das Ausmaß der Anstiege wird auch von den Ausgangsparametern des Transportwassers bestimmt und kann durch Entgasung effektiv beeinflusst werden. Hohe initiale pH-Werte begünstigen eine übermäßige Anreicherung von Ammoniak, weshalb hier tendenziell ein gewisser Anstieg von CO2 wünschenswert ist, also eine moderate Belüftung angestrebt werden sollte. Bei niedrigen Ausgangswerten sollte die Belüftungsintensität jedoch stärker gewählt werden, um einem weiteren Absinken entgegenzuwirken und gleichzeitig die CO2- Anreicherung zu kontrollieren. Mit einem flexiblen Belüftungssystem in Kombination mit der Kenntnis der Ausgangsparameter des Wassers und unter Einbeziehung weiterer Faktoren, wie der Länge des Transports, können effizient Akkumulationsspitzen für Fische relevanter Wasserparameter im Transportbehälter vermieden werden.